31. August 2014
„Wer bin ich für dich?“, hat Jesus uns im Evangelium vom letzten Sonntag gefragt. Was bedeute ich dir? Bist du bereit, so wie ich ein Leben zu führen, in dem Gott bedingungslos an erster Stelle steht? Bist du bereit, dich in den Dienst des Reiches Gottes, der neuen, heileren Welt Gottes zu stellen, was es auch kosten möge?
An Gott und an Jesus glauben hat Konsequenzen für unser ganzes Leben. Das hat z.B. auch der Prophet Jeremia erfahren. Er ruft zu Gott: „Du hast mich gepackt und überwältigt!“ Und weil er dann im Namen Gottes auftritt und redet, wird er verhöhnt und misshandelt. Und dann sagt er: „Wenn ich sage, ich will nicht mehr, dann brennt dein Wort, Gott, wie ein Feuer in meinem Inneren. Ich kann nicht anders.“ Sein Glaube an Gott drängt ihn zu handeln, zu tun, was er tun muss.
Im Grunde genommen ist es auch so bei Jesus. Er ist so von Gott erfüllt, von Gott gepackt, dass er seinen Auftrag, das Reich Gottes zu verkünden, durchführen will, was es auch kosten mag. Er weiß: Wenn er nach Jerusalem, dem großen religiösen Zentrum geht, wird es Schwierigkeiten, Konfrontation und Konflikte mit den Mächtigen, mit den Hohen Priestern, Ältesten und Schriftgelehrten, geben. Es wird eine Sache auf Leben und Tod. Jesus hätte dem auch ausweichen und so sein Leben retten können. Aber durch Flucht und Rückzug würde er sich selbst und seine Sendung verraten.
Deshalb weist er Petrus, der es sehr gut mit Jesus meint, barsch zurecht. Kurz vorher hatte Jesus Petrus noch den „Fels“ genannt, auf dem er seine Kirche bauen will. Jetzt sagt er zu ihm: „Geh weg, Satan! Indem du mich davon abbringen willst, nach Jerusalem zu gehen, bringst du meine Sendung in Gefahr!“ Ungeheuer hart und kompromisslos ist Jesus, da fliegen die Fetzen, wenn es um seine Treue zu seiner Sendung und zu Gott geht. Dann nimmt er lieber Leiden und Tod in Kauf.
Jesus ist nicht auf die Welt gekommen, weil er unbedingt am Kreuz sterben wollte. Im Gegenteil: Er will das Leben. Er nimmt aber Leiden und Tod bewusst auf sich, aus Treue zu seiner Aufgabe.
Wenn Menschen von einer Sache überzeugt sind, von ihr gepackt und durchdrungen, dann sind sie bereit vieles auf sich zu nehmen. Eltern, Mütter und Väter, sind bereit, viel für ihre Kinder aufzugeben – Zeit, Unabhängigkeit, Freiheit, nicht selten auch materielle Sicherheit. Sie bringen gerne dieses „Opfer“ und das macht sie sogar glücklich.
Wenn ich an Jesus glaube, werde ich gefordert. Es hat Konsequenzen. „Wer mir nachfolgen will, darf nicht mehr nur sich selber suchen. Er muss unter Umständen sogar auf einiges verzichten, die eigenen privaten Interessen zurückstellen, Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen, Konflikte wagen - nicht den Weg des geringsten Widerstandes gehen“, sagt Jesus - also: „Sein Kreuz auf sich nehmen.“
Dieses Kreuz hat für jeden ein anderes Gesicht und eine andere Form. Gerade in unserer Zeit sind es in der Mehrheit Christen, die in vielen Ländern wegen ihres Glaubens verfolgt, gefoltert und getötet werden. Diese extreme Formen kennen wir hier bei uns zum Glück nicht. Aber auch in Europa werden Christen immer weniger ernst genommen, belächelt und als hinterwäldlerisch dargestellt. Das ist dann halt unser Kreuz, das wir in Kauf nehmen.
Es geht um unsere Treue zu Gott und zu Jesus. Ich lasse mich von nichts und niemandem davon abbringen, mich für das Reich Gottes einzusetzen. Ich will in meinem Leben Gott den Vorrang geben und es bedingungslos nach dem Maßstab der Liebe leben. Denn Gott ist die Liebe.
Ich weiß: Wenn ich das tue, dann muss ich damit rechnen, dass ich früher oder später in Konflikt komme mit Menschen, die andere Dinge anstreben, nur für eigene Interessen leben, und nur das Recht des Stärkeren gelten lassen. Das ist dann mein Kreuz. „Wer dieses Risiko nicht eingehen will, wer sein Leben um jeden Preis festhalten will, der wird das echte Leben verfehlen“, sagt Jesus. „Wer aber sein Leben für mich, für das Reich Gottes, einsetzt, der wird das wirkliche Leben finden.“
Jesus gibt meinem Leben Sinn, Inhalt und Erfüllung. Deswegen muss und will ich ihm nachfolgen, seinen Lebensstil übernehmen. Um es mit den Worten des Propheten Jeremia zu sagen: Ich fühle mich innerlich dazu gedrängt, es ist wie ein Feuer, das in mir brennt. Ich kann nicht anders.